#112 | Wie viel Freiraum braucht deine Partnerschaft?

Veröffentlicht von Linda Mitterweger am

Wie viel Freiraum braucht deine Partnerschaft?

Nähe & Distanz in der Beziehung meistern!


Heute geht es um das richtige Maß zwischen Nähe und Distanz in der Partnerschaft. Wir sprechen darüber, wie viel Freiraum okay ist und wo es sich lohnt, eine Grenze zu setzen. Ich hoffe sehr, dass du einiges aus der heutigen Folge mitnehmen kannst und wünsche dir jetzt ganz viel Spaß!

 

Du kannst die Folge direkt hier hören – oder auf Spotify & ITunes.

 

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Ich wünsche dir ganz viel Spaß mit diesem Buch & alles Gute für deine Beziehung!

 

Freiraum in der Partnerschaft

Hier kannst du den Inhalt der Folge zudem als Blogpost nachlesen:

 

Vor kurzem hat mich eine interessante E-Mail erreicht mit einigen Fragen rund um das Thema Partnerschaft, die ich sicher an anderer Stelle noch beantworten werde. Besonders ins Auge gestochen ist mir aber die folgende Frage:

Was macht man, wenn der Partner unnormal viel Freiraum braucht?

Und ich musste ein bisschen schmunzeln als ich die Frage gelesen habe. Nicht, weil ich die Fragestellerin nicht ernst nehme in ihrem Wunsch nach einem Rat. Sondern weil ich mich gefragt habe, wie viel Freiraum ihr Partner wohl braucht, dass sie es als unnormal empfindet.

Wie so oft gibt es auch bei diesem Thema kein Richtig oder Falsch.

Jedes Paar muss hier sein eigenes ganz individuelles Mittelmaß finden. Und es gibt auch prinzipiell kein richtiges oder falsches Verhalten sondern vielleicht viel eher Verhalten, das der Beziehung dient und solches, das ihr schadet. Und ehrlich gesagt kollidieren bei vielen Menschen sehr oft die eigenen Bedürfnisse mit der Art von Verhalten, das der Beziehung schadet. Wir werden uns zwangsläufig hin und wieder fehlverhalten, wenn wir mit anderen Menschen Beziehungen eingehen – in welcher Form auch immer.

 

Nähe und Distanz in der Beziehung

Der erste Schritt ist also der folgende:

Schritt 1: Definiere deine Grenzen & Möglichkeiten

Wenn wir uns ansehen, was „normal“ oder „unnormal“ bedeutet, geht es hierbei ja darum, einer Norm zu entsprechen oder eben nicht. Die Norm stellt den Durchschnittswert oder besser gesagt in einer gewissen Streuung den durchschnittlichen Bereich an. Ein großer Teil der Menschen befindet sich also im sog. Normbereich. Der Normbereich ist aber nicht die einzige Möglichkeit! Wenn wir auf der Nähe-Distanz-Skala bleiben gibt es sicherlich einen Normbereich – ich müsste das jetzt in einer groß angelegten Studie erfassen, wo der liegt – und eben Bereiche, die darunter liegen – in denen sich die Paare also mehr Distanz wünschen – oder über dem Normbereich – also ein besonders ausgeprägter Wunsch nach Nähe besteht. Wo ihr euch in der Partnerschaft im Verhältnis zum Normwert befindet, ist eigentlich total egal.

Wichtig ist nur, dass ihr das richtige Nähe-Distanz-Verhältnis für euch findet.

Und es klingt als läge genau hier die Herausforderung in der Partnerschaft der Fragestellerin.

Warum gehe ich so intensiv auf das Thema mit der Norm ein?

Mir ist es ganz wichtig, klar zu machen, dass es kein richtiges oder falsches Bedürfnis nach Nähe oder Distanz gibt! Alle Bedürfnisse sind erstmal komplett okay, so wie sie sind.

Es versteht sich sicher von selbst, dass ein Mensch, der ein extremes Nähebedürfnis hat in einer Beziehung mit einem Partner, der viel Freiraum braucht und dem Distanz wichtig ist, Schwierigkeiten haben wird, das eigene Nähebedürfnis zu bedienen – und natürlich auch anders herum. Aber keiner von beiden macht irgendetwas falsch. Keiner muss sich verändern. Und in den meisten Fällen geht das auch überhaupt nicht.

Jeder ist für sich selbst und seine Grenzen & Möglichkeiten verantwortlich.

Deshalb ist es im ersten Schritt wichtig, die eigenen Bedürfnisse hier einmal zu reflektieren.

Frage dich beispielsweise einmal:

  • Wie habe ich Nähe & Distanz in meiner Familie kennen gelernt?

Wie viel Zeit wurde dort miteinander verbracht? Wie häufig gibt es auch jetzt Treffen & Kontakt? Wie habe ich das bei meinen Eltern erlebt? Wie ging es mir damit, wie mit Nähe & Distanz in meiner Familie umgegangen wurde?

  • Welches Gleichgewicht zwischen Nähe & Distanz habe ich in früheren Beziehungen erlebt?

Und wie ging es mir damit? Wann habe ich mich besonders nah gefühlt? Wann besonders distanziert? Welche Formen der Nähe und Distanz habe ich dort überhaupt erlebt?

Nähe und Distanz finden nicht nur durch persönlichen Kontakt & gemeinsame Zeit statt.

  • Was kann ich daraus über mich lernen?
  • Wo benötige ich Grenzen und Freiraum?
  • Wann und in welchem Rahmen wünsche ich mir Nähe?

Es kann sein, dass sich dein Nähe- und Distanzbedürfnis über die Jahre verändert. Sicher verändert es sich auch über die verschiedenen Phasen der Beziehung hinweg: Während die meisten Menschen beim Kennenlernen die Rosarote Brille aufsetzen und am liebsten nur Nähe und kaum Distanz leben möchten, wünschen sie sich im späteren Verlauf der Partnerschaft wieder mehr Raum für Individualität – auch das ist vollkommen in Ordnung.

Wenn du dein Nähe- und Distanzbedürfnis reflektiert hast, ist es an dir, deine Grenzen dort zu setzen, wo du sie brauchst. Es gibt so viele individuelle Ausprägungen des Wunsches nach Nähe bzw. Distanz, dass ich hier gar keine allgemeingültigen Aussagen treffen kann.

Für manche Paare ist es in Ordnung, in getrennten Wohnung zu leben, andere wünschen sich den Zusammenzug. Manchen Paaren reichen die gemeinsamen Abendstunden, andere wünschen sich Telefonate und Updates tagsüber. Für einige Paare ist es vollkommen in Ordnung, sich beispielsweise eine Woche lang nicht zu sehen, wenn der Partner mit Freunden im Urlaub ist – für andere Paare ist Urlaub exklusive Beziehungszeit.

Schau was du brauchst & setze deine Grenzen!

Das Nähe- und Distanz-Bedürfnis des Partners kommt uns höchstwahrscheinlich immer dann, störend – oder wie die Fragestellerin es schreibt „unnormal“ – vor, wenn es sich zu sehr von unserem eigenen Bedürfnis unterscheidet.

 

gemeinsame Zeit

Im zweiten Schritt ist es deshalb wichtig, einen Umgang mit den Unterschieden zu finden.

Schritt 2: Findet einen Umgang mit euren Unterschieden!

Dein Partner ist ein Gesamtpaket vieler Talente, Stärken, Schwächen, Wünschen und Bedürfnissen. All das gehört dazu. Und du kannst es nur so haben: Ganz oder gar nicht. Mit allem Guten und mit allem, was schwer zu akzeptieren ist.

Nicht jedes Gesamtpaket ist etwas für jeden Menschen aber Beziehung bedeutet eben auch nicht, die Rosinen herauszupicken.

Vielleicht hast du Glück und deine Vorstellung von Nähe und Distanz deckt sich in den wesentlichen Punkten mit denen deines Partners. Möglicherweise geht es dir aber wie der Fragestellerin und eure Bedürfnisse unterscheiden sich zumindest in einigen Punkten deutlich.

Dann ist es umso wichtiger, deine eigenen Grenzen zu kennen!

So wenig wie du das Bedürfnis deines Partners verändern kannst, kann er deines ändern. Und du solltest deine Bedürfnisse wahrnehmen und annehmen. Nur wenn deine Bedürfnisse in ausreichendem Maß bedient sind, geht es dir auf lange Sicht gut!

Das Ziel ist also zu sehen, wo ihr trotz unterschiedlicher Bedürfnisse einen gemeinsamen Weg findet.

  • Was könnt ihr euch gegenseitig anbieten?
  • Welchen Schritt könnt ihr aufeinander zugehen?

Kompromisse sind in beinahe jeder Partnerschaft wichtig aber Kompromisse funktionieren nur dann auf lange Sicht, wenn keiner über seine Grenzen geht. Es ist die Aufgabe jedes einzelnen Partners, gut auf sich selbst zu achten und nur dann Zugeständnisse zu machen, wenn sie wirklich umsetzbar sind – auch dauerhaft.

Wenn ihr keine Kompromisse findet, kann das erstmal beängstigend wirken.

Lasst euch in einer solchen Situation unterstützen – vielleicht gibt es Wege, dir ihr aus der Beziehung heraus gar nicht sehen könnt.

Was euch immer zugute kommt, ist Klarheit. Deshalb lautet der dritte Schritt…

 

Freiraum lassen

Schritt 3: Schafft Klarheit für eure Beziehung!

Klare Absprachen unterstützen euch selbst dann, wenn ihr noch keine guten Kompromisse findet. Nähe und auch Freiraum können auf so vielen Ebenen stattfinden: In der gemeinsamen Zeit, den geteilten Erlebnisse, dem gegenseitigen Umgang, der Kommunikation, der tiefe der Beziehung und des Vertrauensverhältnisses. Manchmal kann eine Ebene eine andere aufwiegen.

Freiraum bedeutet nicht zwangsläufig, den Partner auszuschließen. Es bedeutet nicht zwangsläufig Geheimnisse oder Unwahrheiten. Es bedeutet nicht zwangsläufig fehlende Liebe und Verbindung.

Wenn dein Partner mehr Nähe oder mehr Freiraum braucht als du, kannst du das nicht ändern.

Du kannst dich in Akzeptanz üben. Ihr könnt versuchen, Kompromisse zu finden. Aber ihr könnt allemal für Klarheit schaffen.

Es kann Freiraum und trotzdem Klarheit geben – es ist an dir zu überlegen, was du brauchst!

Ich möchte dir zum Abschluss einen Satz mitgeben, durch den es dir vielleicht leichter fallen wird, Akzeptanz für eure Unterschiedlichkeit zu finden:

Mache dir bewusst, wie sehr du Nähe bzw. Freiraum brauchst.

Mindestens genauso stark fühlt sich das Bedürfnis deines Partners an.

Erkenne das mindestens so sehr an, wie du dir Anerkennung wünschst.

Ich wünsche euch alles Gute auf dieser Gratwanderung von Nähe und Distanz.

 

 

Danke, dass du auch diesmal wieder dabei warst. Nähe und Distanz stellen in vielen Beziehungen Kernthemen da, die immer wieder zu Herausforderungen führen. Wenn du merkst, dass ihr euch als Partner in diesem Thema immer wieder in Konflikte verrennt, lasst euch unterstützen! Der Blick von Außen und die Vermittlung und neutrale Sichtweise eines Paartherapeuten oder einer –therapeutin kann oftmals Wunder wirken um in ein konstruktives Gespräch zu kommen!

Ich wünsche dir alles, alles Gute mit diesem Thema!

Lass es dir gut gehen,

Mach’s gut & bis bald,

deine Linda

 


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Linda Mitterweger Psychologe Psychologin Berater Beraterin PSY-ON HilfeLinda Mitterweger  (Psychologin)

Ich helfe Menschen eine glückliche und erfüllte Partnerschaft zu leben – in Nahbeziehung und auch in Fernbeziehungen, trotz der Distanz. Ich selbst habe bereits viele Jahre Fernbeziehungen geführt und kenne die Herausforderungen, die diese Beziehungsform bietet – aber auch die Chancen. Mit meiner Unterstützung kannst du die Kommunikation und Offenheit in deiner Beziehung stärken und so gute Lösungen für die Herausforderungen finden, die sich dir in deinem Leben und in deiner (Fern-)Beziehung stellen. Neben der Fernbeziehungsberatung biete ich Online-Paartherapie über Videochat an. Kontaktiere mich für deine 90-minütige Power-Session oder verabrede direkt online deinen nächsten Termin.


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