Keine Zeit füreinander! Wenn die Fernbeziehung nicht der Lebensmittelpunkt ist

Veröffentlicht von Linda Mitterweger am

Leserfrage: Wir haben keine Zeit füreinander

Wieso es okay ist, die Beziehung nicht als Lebensmittelpunkt zu haben

Die zweite Leserfrage, die ich in dieser Woche beantworten werde, dreht sich um ein Thema, das vielen Paaren in Fernbeziehungen bekannt vorkommen wird:

Keine Zeit für den Kontakt über die Distanz haben

Im Januar gab es die Möglichkeit, mir konkrete Fragen zu stellen, die ich im Fernbeziehungs-Freitag beantworte. Als zweite Zuschrift erreichte mich folgende Nachricht von Lena L.:

Hallo Linda,

 

ich führe seit ca. einem Jahr eine Fernbeziehung mit meinem Freund, mit dem ich insgesamt schon über drei Jahre zusammen bin. Wir können uns leider aktuell nur ein oder zwei Wochenenden im Monat sehen und telefonieren sonst miteinander. Das klappt leider gar nicht gut. Wir arbeiten beide viel, ich habe zudem noch Schichtdienst. Über den Tag schaffen wir es fast gar nicht, Kontakt zu halten. Abends muss ich oft arbeiten oder wir sind beide zu beschäftigt oder zu müde, um zu telefonieren. Wir haben uns auch schon Zeiten festgelegt, in denen wir uns Zeit für ein Telefonat nehmen wollten aber das hat auch nicht funktioniert. Ich habe Angst, dass wir uns jetzt auseinander entwickeln, weil ich schon merke, wie wir immer kälter zueinander werden. Ich habe aber Hoffnung, dass wir es wieder hinbekommen werden. Wie können wir das wieder hinkriegen?

 

Viele Grüße,
Lena

 

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    Wir haben keine Zeit füreinander

     

    Liebe Lena,
    ihr befindet euch in einer schwierigen Situation! Ihr findet keine Zeit für Telefonate, was deine Angst vor einer emotionalen Entfernung zwischen dir und deinem Freund schürt und du befürchtest, dass ihr euch auseinander entwickelt. Gleichzeitig beobachtest du, wie ihr euch auch tatsächlich voneinander entfernt, indem ihr – wie du schreibst – „immer kälter zueinander“ werdet. Deshalb an dieser Stelle direkt einer erster Tipp an euch:

    Nehmt den Druck aus der Situation!

    Ihr lauft sonst Gefahr, in eine Art Negativspirale zu gelangen: Aus Angst, euch auseinander zu entwickeln, versucht ihr krampfhaft, Verbindung – durch Telefonate – zu schaffen. Wenn euch das nicht gelingt – wie es scheinbar aktuell des Öfteren der Fall ist – demotiviert euch das. Ihr seht die Tatsache, dass euch kein Telefonat gelungen ist, als Bestätigung eurer emotionalen Entfernung an und eure Angst, euch voneinander zu entfernen, steigt weiter.
    Kommt dir das möglicherweise schon bekannt vor?
    Es ist nun mal so, dass ihr aktuell sicher weniger Kontakt habt, als in früheren Phasen eurer Beziehung. Es gibt ganz bestimmt viele Paare, die stärker in telefonischer Verbindung stehen als ihr, es gibt jedoch auch Beziehungen, in denen ein einziges Telefonat pro Woche ganz normal ist! Und wie fast immer in Partnerschaften gilt:

    Es gibt kein Richtig und kein Falsch!

    Vergleiche also nicht! Eure Situation ist anders als die eines anderen Paares und euer aktuelles Modell der Partnerschaft – die Fernbeziehung – wird zwangsläufig anders gelebt als die Nahbeziehung, die ihr früher geführt habt.

     

    Fernbeziehung nehmt den Druck aus der Situation

     

    Überprüfe einmal, ob das Aufreibende an der aktuellen Beziehungssituation wirklich die Tatsache ist, dass ihr so selten am Telefon miteinander sprechen könnt, oder ob ihr nicht vielmehr unter der unerfüllten Erwartung, jeden Tag zu telefonieren, leidet.
    Stelle dir also folgende Fragen:

    Wenn ich die Wahl habe, so oft ich möchte mit meinem Freund zu sprechen, gleichzeitig aber auch meinem Leben, meinem Job (und der dazugehörigen Schichtarbeit) nachzugehen und auch meine Hobbies, Freunde und Familie und die Zeit, die ich für mich selbst benötige, nicht zu vernachlässigen,

    • wie oft sprechen wir dann?
    • wie lange sind unsere Telefonate?
    • worüber tauschen wir uns in diesen Gesprächen aus?
    • in welchen Situationen führe ich diese Gespräche? Wo halte ich mich auf?
    • zu welcher Tages- oder Nachtzeit findet das Gespräch statt?

    Was erwarte ich von dem Kontakt mit meinem Freund? Möchte ich Aufmerksamkeit, seine Stimme hören, von meinem Tag erzählen, ein aufmunterndes Wort, die Sicherheit, von ihm geliebt zu werden?

     

    Vielleicht hast du bereits meinen früheren Blogpost zum Thema „Fernbeziehung & Kommunikation“ gelesen, in dem ich mich ausführlich damit auseinandersetze, welche Art von Kontakt in Fernbeziehungen möglich sind. Ich verlinke dir den Blogartikel hier zum Nachlesen.

     

    Beziehung ist nicht der Lebensmittelpunkt

     

    Deine Antworten auf diese Fragen geben dir Aufschluss darüber, welche Art von Kontakt du dir mit deinem Freund wünschst. Wenn du mit deinem Freund so wie du es dir wünschst in Kontakt trittst, werden dein Wunsch und dein Bedürfnis befriedigt.

    Kontakt, der nicht deinen Wünschen und Bedürfnissen entspricht, kann enttäuschen.

    Wenn du also mit deinem Freund zu einer Zeit telefonierst, die für einen von euch beiden von Stress geprägt ist, wird das Telefonat deine Bedürfnisse nicht erfüllen. Wenn du dir Trost und Aufmunterung von deinem Freund wünschst, er dir aber nur von seinem Tag und dem Ärger über seinen Kollegen erzählt, wirst du unbefriedigt von diesem Telefonat sein.
    Entscheidet euch also dafür, so miteinander in Kontakt zu gehen, dass eure Bedürfnisse befriedigt werden – oder lasst es!

    Es ist eine Entscheidung, sich Zeit zu nehmen.

    Eine bewusst getroffene Entscheidung beider Partner – und keine Pflicht. Auf Telefonate zu verzichten, die die Qualität eurer Beziehung verschlechtern ist ebenfalls eine Option! Ihr könnt den Fokus auf die zwei gemeinsamen Wochenenden im Monat legen und euren persönlichen Kontakt auf diese gemeinsame Zeit verlagern. Ihr könnt die Zwischenzeit damit überbrücken, auf andere Art und Weisen Kontakt zu halten. Ist es denkbar, Briefe zu schreiben? Kannst du dir vorstellen, deinem Partner Sprachnachrichten zu senden?

     

    Überlege welchen Kontakt du dir wünschst

     

    Eure Beziehung hat gerade nicht den höchsten Stellenwert – das ist okay!

    Seid euch bewusst, dass ihr euch jetzt gerade dafür entscheidet, dass andere Dinge einen höheren Stellenwert in eurem Leben einnehmen, als eure Partnerschaft. Das klingt möglicherweise provokant und du würdest vielleicht im ersten Moment nicht zustimmen. Allerdings gibt es immer Möglichkeiten, die Beziehung auf Platz 1 zu stellen: Ein Jobwechsel, der hilft, dem Schichtdienst zu entkommen oder ein Umzug, so dass ihr beide am selben Ort miteinander leben könnt. Dass ihr beide diese Optionen gerade nicht ergreift und scheinbar auch nicht ergreifen wollt ist völlig in Ordnung. Es ist ok, dass zu gewissen Zeiten im Leben, andere Themen einen höheren Stellenwert haben als die eigene Partnerschaft. Sei dir aber darüber bewusst, dass ihr beide diese Entscheidung für euch getroffen habt. Eure Beziehung zum Mittelpunkt eures Lebens zu machen würde möglicherweise eine erfülltere Partnerschaft bedeuten – jedoch vielleicht eine berufliche Unzufriedenheit, Sehnsucht nach der Heimat, der eigenen Familie und den Freunden.

    Findet den richtigen Weg für euch!

    Ihr habt in der letzten Zeit festgestellt, dass ihr den Kontakt so, wie ihr es aktuell probiert, nicht gut halten könnt. Deshalb hier nochmal die Zusammenfassung meiner Empfehlungen:

    1. Setzt euch nicht unter Druck – ihr müsst nicht jeden Tag oder jede Woche telefonieren!
    2. Es gibt kein Richtung & Falsch! Überlegt euch, welchen Kontakt ihr euch wünscht.
    3. Vermeide Kontakt, der nicht deinen Bedürfnissen entspricht, um dir Enttäuschungen zu ersparen.
    4. Akzeptiert, dass eure Beziehung gerade nicht den höchsten Stellenwert hat – das ist okay!
    5. Überlegt euch, in welcher Art und Weise ihr in Kontakt stehen wollt, wenn das Telefonieren nicht den gewünschten Erfolg hat – Briefe, Sprachnachrichten, kurze Videos oder Kurznachrichten können hier eine Möglichkeit sein.

     

    Wie wollt ihr in Kontakt stehen

     

    Abschließend würde ich euch dazu raten, ein offenes Gespräch darüber zu führen, wie ihr eure Beziehung weiterhin gestalten wollt. In diesem Gespräch zum Schluss zu kommen, dass die Fernbeziehung eine Übergangssituation darstellt und ihr beide fest davon überzeugt und daran interessiert seid, eure Beziehung auch längerfristig aufrecht zu erhalten, kann für Entspannung sorgen. Zu wissen, dass ihr beide euch die Beziehung wünscht und – abgesehen von der aktuellen Situation – miteinander glücklich seid, gibt euch zusätzliche Sicherheit und nimmt weiteren Druck aus der Beziehung.

    Ich wünsche euch beiden alles Gute für eure weitere Fernbeziehung,

    Linda Mitterweger

     


    Eine Fernbeziehung stellt oftmals eine große Herausforderung dar! In meiner geschlossenen Facebook Gruppe „Fernbeziehung meistern! Tipps & Austausch für die Liebe auf Distanz“ erhältst du die Gelegenheit, dich mit anderen Fernbeziehungs-Erfahrenen auszutauschen. Ich beantworte dort deine Fragen und biete einen geschützten Rahmen für den offenen und ehrlichen Austausch über Probleme und Herausforderungen. Trete jetzt direkt bei – ich freue mich auf dich!


     

    Linda Mitterweger Psychologe Psychologin Berater Beraterin PSY-ON HilfeLinda Mitterweger  (Psychologin)

    Ich helfe Menschen in Fernbeziehungen, trotz der Distanz eine erfüllte Partnerschaft zu leben. Ich selbst habe bereits viele Jahre Fernbeziehungen geführt und kenne die Herausforderungen, die diese Beziehungsform bietet – aber auch die Chancen. Mit meiner Unterstützung kannst du die Kommunikation und Offenheit in deiner Beziehung stärken und so gute Lösungen für die Herausforderungen finden, die sich dir in deinem Leben und in deiner Fernbeziehung stellen. Neben Einzelsitzungen und Online-Paartherapie biete ich Beratungspakete für Frauen und Männer zu verschiedenen psychologischen Themen an. Kontaktiere mich für deine 90-minütige Power-Session oder verabrede direkt online deinen nächsten Termin.


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