Was ein Elefant mit deinen Glaubenssätzen zu tun hat
Was ein Elefant mit deinen Glaubenssätzen zu tun hat
Eine psychologische Geschichte
In meinen Online-Beratungssitzungen arbeite ich gerne mit Bildern, Metaphern und Geschichten. Ich habe festgestellt, dass es meinen Klienten oft leichter fällt, die richtigen Worte für ihre Probleme zu finden, wenn wir diese gedanklich in Bildern darstellen. Manchmal vereinfacht ein Bild oder eine Geschichte es zudem, einen Weg aus der Situation hin zu einer Lösung zu finden.
Es gibt viele psychologische und therapeutische Geschichten, die sich mit den verschiedensten Themen befassen. Da ich selbst sie in meiner täglichen Arbeit mit immer mehr Begeisterung und Überzeugung einsetze, möchte ich nun auch dich teilhaben lassen.
Ab jetzt stelle ich dir montags meine liebsten therapeutischen Geschichten vor, die ich auch meinen Klienten in den Sitzungen manchmal vorlese oder im Nachhinein zusende. Lese sie für dich, mit deinem Partner, deinen Freunden oder deiner Familie. Lass die Geschichte auf dich wirken, teile mit, was sie mit dir macht und erlebe, wie sie deine Woche verändern wird.
Ich möchte dir von Herzen mein neues Buch empfehlen:
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Ich wünsche dir ganz viel Spaß mit diesem Buch & alles Gute für deine Beziehung!
Den Anfang macht in dieser Woche eine meiner liebsten Geschichten in einer abgewandelten Version. Das Original stammt aus dem Buch „Komm, ich erzähle dir eine Geschichte“ von Jorge Bucay, einem argentinischen Psychotherapeut.
Der angekettete Elefant
Als ich ein kleiner Junge war, war ich vollkommen vom Zirkus fasziniert, am am meisten gefielen mir die Tiere. Vor allem der Elefant hatte es mir angetan. Wie ich später erfuhr, ist er das Lieblingstier vieler Kinder. Während der Zirkusvorstellung stellte das riesige Tier sein ungeheures Gewicht, seine eindrucksvolle Größe und seine Kraft zur Schau. Nach der Vorstellung aber und auch in der Zeit bis kurz vor seinem Auftritt blieb der Elefant immer am Fuß an einen kleinen Pflock angekettet. Der Pflock war allerdings nichts weiter als ein winziges Stück Holz, das kaum ein paar Zentimeter tief in der Erde steckte. Und obwohl die Kette mächtig und schwer war, stand für mich ganz außer Zweifel, dass ein Tier, das die Kraft hatte, einen Baum mitsamt der Wurzel auszureißen, sich mit Leichtigkeit von einem solchen Pflock befreien und fliehen konnte.
Dieses Rätsel beschäftigt mich bis heute: Was hält ihn zurück? Warum macht er sich nicht auf und davon?
Als Sechs- oder Siebenjähriger vertraute ich noch auf die Weisheit der Erwachsenen. Also fragte ich einen Lehrer, einen Vater oder Onkel nach dem Rätsel des Elefanten. Einer von ihnen erklärte mir, der Elefant mache sich nicht aus dem Staub, weil er dressiert sei.
Meine nächste Frage lag auf der Hand: „Und wenn er dressiert ist, warum muss er dann noch angekettet werden?“
Ich erinnere mich nicht, je eine schlüssige Antwort darauf bekommen zu haben. Mit der Zeit vergaß ich das Rätsel um den angeketteten Elefanten und erinnerte mich nur dann wieder daran, wenn ich auf andere Menschen traf, die sich dieselbe Frage irgendwann auch schon einmal gestellt hatten. Vor einigen Jahren fand ich heraus, dass zu meinem Glück doch schon jemand weise genug gewesen war, die Antwort auf die Frage zu finden.
Der Zirkuselefant flieht nicht, weil er schon seit frühester Kindheit an einen solchen Pflock gekettet ist.
Ich schloss die Augen und stellte mir den wehrlosen neugeborenen Elefanten am Pflock vor. Ich war mir sicher, dass er in diesem Moment schubst, zieht und schwitzt und sich zu befreien versucht. Und trotz aller Anstrengung gelingt es ihm nicht, weil dieser Pflock zu fest in der Erde steckt. Ich stellte mir vor, dass er erschöpft einschläft und es am nächsten Tag gleich wieder probiert und am nächsten Tag wieder, und am nächsten… Bis eines Tages, eines für seine Zukunft verhängnisvollen Tages, das Tier seine Ohnmacht akzeptiert und sich in sein Schicksal fügt.
Dieser riesige, mächtige Elefant, den wir aus dem Zirkus kennen, flieht nicht, weil er Ärmste glaubt, dass er es nicht kann.
Allzu tief hat sich die Erinnerung daran, wie ohnmächtig er sich kurz nach seiner Geburt gefühlt hat, in sein Gedächtnis eingebrannt. Und das schlimmste daran ist, dass er diese Erinnerung nie wieder ernsthaft hinterfragt hat. Nie wieder hat er versucht, seine Kraft auf die Probe zu stellen.
Was willst du schaffen?
Gibt es etwas in deinem Leben, von dem du glaubst es nicht zu können? Es nicht zu schaffen? Woher kommt dieser Glaube?
Manchmal passiert es auch dir – so wie dem Elefanten aus der Geschichte -, dass du glaubst, etwas nicht zu können, weil es dir einmal – in ferner Vergangenheit – nicht gelungen ist. Aus der Geschichte konntest du aber lernen, dass sich die Umstände über die Zeit verändern. Dass es dir durch neue Kräfte, neues Wissen und neues Können gelingen kann, Dinge doch noch zu schaffen – auch wenn du schon einmal daran gescheitert bist.
Was also gibt es in deinem Leben, das du unbedingt schaffen willst, obwohl du denkst, dass du es nicht kannst?
Nimm dir Zeit darüber nachzudenken! Bestimmt fällt dir etwas ein.
Und frage dich dann, was sich seit dem Zeitpunkt deines Scheiterns verändert hat. Was für ein Mensch bist du jetzt? Bestimmt kannst du jetzt etwas, dass du damals noch nicht konntest. Bestimmt verfügst du jetzt über neues Wissen, über neue Fähigkeiten, die dir dabei helfen können, deine Aufgabe zu meistern.
Also gib dem Ganzen eine neue Chance: Es kann sich auszahlen, ein berufliches Projekt erneut anzugehen, weil du möglicherweise jetzt über bessere Kontakte und ein höheres Budget verfügst als damals. Es ist lohnenswert, dich erneut auf die Suche nach einem Partner zu machen, weil dich die Zeit als Single möglicherweise dafür empfindsam gemacht hat, was du dir in einer Beziehung wünschst und wer wirklich zu dir passt. Vielleicht ist es auch genau jetzt an der Zeit, es nochmal mit dem Sprach- oder dem Tanzkurs zu probieren, weil du in der Zwischenzeit neue Lernstrategien entwickeln konntest oder gutes Körpergefühl, von dem du jetzt profitieren kannst! Gehe diesen Schritt und gib dir die Chance zu entdecken, was sich verändert hat.
Hinterfrage deine Glaubenssätze
Aber nicht nur, dass du nach solchen Erfahrungen, wie in der Geschichte, den Mut verlierst: Bestimmte Erfahrungen prägen sich als Glaubenssätze tief in deine Denkweise ein. Es ist schwer, diese Glaubenssätze zu brechen.
Beispiele für Glaubenssätze, die auf diese Art und Weise entstanden sind, können lauten:
- Ich kann das nicht und werde das nie können.
- Ich werde nie Glück haben.
- Ich werde nie gut genug sein.
- Mir wird nie etwas gelingen.
- Ich bin zu schwach, um das zu schaffen.
- Ich werde nie so gut sein wie die anderen.
- Es gibt nichts was ich richtig gut kann.
Kommt dir einer dieser Sätze bekannt vor?
Dann ist es an der Zeit zu überlegen, ob sie noch relevant für dein Leben sind. Bestimmt gab es eine Phase in deiner Kindheit, in der du dich klein und schwach gefühlt hast, in der dir bestimmte Dinge nicht gelungen sind und du nicht mit den Leistungen anderer Personen, die dir überlegen waren, mithalten konntest. Diese Zeiten sind jetzt vorbei!
Gib dir die Chance, deine Glaubenssätze zu brechen. Das ist schwer, aber nicht unmöglich! Du musst das nicht alleine machen – ich unterstütze dich gerne dabei. Etabliere neue und gute Glaubenssätze in dein Leben und genieße das neue Lebensgefühl und die Stärke, die mit ihnen einher geht.
Wie hat dir die Geschichte des angeketteten Elefanten gefallen? Was konntest du für dich mitnehmen? Ich freue mich, wenn du deine Eindrücke mit mir teilst!
Linda Mitterweger (Psychologin, M.Sc.)
Ich unterstütze Menschen dabei, die Probleme und Herausforderungen, die ihnen das Leben stellt, aus eigener Kraft heraus zu meistern. Meinen Klienten gelingt es, durch meine Hilfe, ihre persönlichen Ziele zu erreichen und gute Lösungen für sich zu finden.
In meiner psychologischen Online-Beratung PSY-ON berate ich Einzelpersonen und Paare psychologisch via Videochat, Telefon und Chat. In meiner Fernbeziehungsberatung biete ich Paartherapie via Videochat von zwei verschiedenen Orten an.
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