Der beharrliche Holzfäller oder wie du ein Burnout vermeidest
Die Geschichte vom beharrlichen Holzfäller
oder wie du ein Burnout vermeidest
Das Phänomen „Burnout“ ist mittlerweile jedem bekannt – in fast allen Berufsgruppen zeigen die Mitarbeiter Symptome: Erschöpfung, ein Gefühl des Ausgebrannt-Seins, Schwund an Energie. Die Symptome beim Burnout entsprechen in der psychologischen Diagnostik oft denen einer depressive Episode. Stärker im Fokus liegen beim Burnout jedoch die Ursachen der Erkrankung: Eine (meist beruflich bedingte) Überlastung. Wie lässt sich ein Burnout vermeiden? Welche Warnzeichen solltest du frühzeitig wahrnehmen?
Sinnbildlich für die Entwicklung des Burnouts steht die Geschichte vom beharrlichen Holzfäller, die Jorge Bucays Buch „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ entnommen ist. Mir persönlich hat diese Geschichte die Augen geöffnet. Auch ich bin leicht anfällig dafür, über meine eigenen Grenzen zu gehen, zu wenige und zu kurze Pausen einzulegen. Ganz nach dem Motto: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Nicht zuletzt diese Geschichte hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, auf sich selbst und seine Energiereserven zu achten. Aber sehe selbst:
Die Geschichte vom beharrlichen Holzfäller
Es war einmal ein Holzfäller, der bei einer Holzgesellschaft um Arbeit vorsprach. Das Gehalt war in Ordnung, die Arbeitsbedingungen verlockend, also wollte der Holzfäller einen guten Eindruck hinterlassen. Am ersten Tag meldete er sich beim Vorarbeiter, der ihm eine Axt gab und ihm einen bestimmten Bereich im Wald zuwies.
Begeistert machte sich der Holzfäller an die Arbeit.
An einem einzigen Tag fällte er achtzehn Bäume.
„Herzlichen Glückwunsch“, sagte der Vorarbeiter. „Weiter so.“
Angestachelt von den Worten des Vorarbeiters, beschloss der Holzfäller, am nächsten Tag das Ergebnis seiner Arbeit noch zu übertreffen. Also legte er sich in dieser Nacht früh ins Bett.
Am nächsten Morgen stand er vor allen anderen auf und ging in den Wald.
Trotz aller Anstrengung gelang es ihm aber nicht, mehr als fünfzehn Bäume zu fällen.
‘Ich muss müde sein“, dachte er. Und beschloss, an diesem Tag gleich nach Sonnenuntergang schlafen zu gehen.
Im Morgengrauen erwachte er mit dem festen Entschluss, heute seine Marke von achtzehn Bäumen zu über, treffen. Er schaffte noch nicht einmal die Hälfte.
Am nächsten Tag waren es nur sieben Bäume, und am übernächsten fünf, seinen letzten Tag verbrachte er fast vollständig damit, einen zweiten Baum zu fällen.
In Sorge darüber, was wohl der Vorarbeiter dazu sagen würde, trat der Holzfäller vor ihn hin, erzählte, was passiert war, und schwor Stein und Bein, dass er geschuftet hatte bis zum Umfallen.
Der Vorarbeiter fragte ihn: „Wann hast du denn deine Axt das letzte Mal geschärft?“
„Die Axt schärfen? Dazu hatte ich keine Zeit, ich war zu sehr damit beschäftigt, Bäume zu fällen.“
Als Psychologin würde ich wohl sagen: Der beharrliche Holzfäller steckt schon mitten im Burnout! Überforderung, sinkende Arbeitsleistung, das Gefühl von Erschöpfung – all das sind deutliche Zeichen, dass der Holzfäller seine eigenen Belastungsgrenzen übertreten hat. Doch wie kommt es zu einem Burnout und wie kannst du dafür sorgen, dass nicht auch du der Erschöpfung erliegst?
Wie entsteht ein Burnout?
Die häufigsten Gründe, die zu einem Burnout führen sind eine Kombination aus zunehmender Belastung am Arbeitsplatz bei gleichzeitiger fehlender Anerkennung und Wertschätzung. Du wirst immer stärker gefordert, sollst mehr Aufgaben in weniger Zeit übernehmen – der Druck nimmt zu. Gleichzeitig gibt es kaum Lob vom Chef, das Gehalt stimmt nicht. Unzufriedenheit macht sich breit – verständlicherweise! Nicht jeder Mensch kann sich den sich verändernden Arbeitsbedingungen so leicht und schnell anpassen – und das ist in Ordnung. Wichtig ist nur: Sobald du Anzeichen von Erschöpfung, Überforderung und Unzufriedenheit bemerkst, solltest du handeln! Begib dich in Beratung, erarbeite die Gründe deiner Überforderung und finde Lösungen bevor du dem Burnout völlig ausgeliefert bist.
Das Risiko für ein Burnout minimieren!
Achte schon gut auf dich bevor sich Symptome eines Burnouts zeigen – es gibt Möglichkeiten, die Wahrscheinlichkeit an einem Burnout zu erkranken, zu reduzieren. Befolge meine 5 Tipps für weniger Stress. Denn die Abnahme von Stress ist die beste Prävention von Burnout!
Tipp 1: Du musst nicht perfekt sein
Wahrscheinlich hast du einige Aufgaben zu erfüllen, die absolute Perfektion erfordern. Wäre es nicht schön, die dafür nötige Energie dann auch aufbringen zu können? Das bedeutet allerdings zwangsläufig Energie bei anderen Aufgaben einzusparen. Überlege dir also: Wo ist Perfektion richtig und wichtig? Und wo funktionierst du auch nach dem 80/20-Prinzip? Verschwende keine nötige Energie darauf, zu versuchen, alles perfekt zu machen. Denn das wird nicht klappen. Lese meinen Artikel mit 5 Tipps zur erfolgreichen Zielerreichung – hier erkläre ich dir, wie du auch ohne Bestreben zur Perfektion alle Aufgaben erfolgreich meistern und deine Ziele erreichen wirst.
Tipp 2: Setze Grenzen – lerne „Nein“ zu sagen
Du bist nicht Everybody’s Darling – und das ist gut so! Du musst dich nicht immer für unliebsame Aufgaben melden weil es sonst keiner tut. Wahre deine Grenzen um dich vor Überarbeitung zu schützen. Vielleicht erscheint es im ersten Moment egoistisch, dem Kollegen nicht auszuhelfen und keine zusätzliche Arbeit zu übernehmen. Langfristig bist du deinen Kollegen jedoch auch keine Hilfe, wenn du Burnout-bedingt für mehrere Monate ausfällst. Achte gut auf dich – baue Energiereserven auf. Diese können dir dann helfen, wenn doch mal Not am Mann ist. Lerne in meinem Artikel wieso du gut bist, so wie du bist und wie es dir gelingen kann, dich so zu akzeptieren und deine persönlichen Grenzen einzuhalten.
Tipp 3: Finde heraus, was dich entspannt und tue es
Du magst lange Spaziergänge in der Natur? Ein heißes Bad? Ein gutes Gespräch oder ein Besuch in einer Ausstellung? Dann nimm dir die Zeit dafür so oft wie möglich. Wie oft höre ich von Klienten den Satz: „Ich weiß ja was mir gut tut; ich habe nur nie Zeit dafür!“ – da hilft nur eins: Du musst dir die Zeit nehmen. Sei es dir wert! Deine Gesundheit ist eines deiner höchsten Güter. Nimm sie nicht für selbstverständlich. Du hast das Gefühl du wirst von anderen Menschen ständig gebraucht? Dann ist es umso wichtiger, gut auf dich zu achten. Am Burnout erkrankt bist du niemandem mehr eine Hilfe. Eine Investition in eine Auszeit für dich ist somit immer auch eine Investition in deine Mitmenschen!
Tipp 4: Du lebst nicht für die Arbeit
Ja, die Arbeit sichert dir deinen Lebensunterhalt. Im besten Fall macht dir deine Arbeit dabei auch noch Spaß, du hast nette Kollegen und gehst gern an deinen Arbeitsplatz. Trotzdem besteht das Leben nicht nur aus Arbeit! Welche Dinge magst du sonst noch? Wie verbringst du am liebsten deine Freizeit? Was macht dich glücklich? Was gibt deinem Leben Sinn? Räume dir auch für diese Dinge Zeit ein. Dauerhaft sollte es noch andere Themen in deinem Leben geben als nur deinen Job. Gibst du einem Aspekt in deinem Leben nämlich zu viel Gewicht, kann die Stimmung schnell kippen wenn es in diesem Bereich mal nicht so gut läuft!
Tipp 5: Mache dir die guten Dinge bewusst
Es passieren so viele gute Dinge jeden Tag! Du kannst das nicht glauben? Ich beweise es dir. Beginne morgen! Nimm dir ein kleines Notizheft und notiere schöne Momente, liebevolle Worte oder besondere Begegnungen – egal ob du ein Wort, einen Satz oder nur eine Strichliste machst: Am Ende des Tages wirst du erstaunt sein wie viele wunderbare Dinge dir passieren. Alternative: Lege dir 5 Kieselsteine in die linke Hosentasche. Jedes Mal wenn du einen schönen Moment hast wechselt ein Stein in die rechte Tasche. Ich wette mit dir, dass bis zum Abend alle Steine die Seite gewechselt haben. Klopfe dir selbst auf die Schulter wenn du etwas gut gemacht hast. Erzähle jemandem davon – einem Kollegen oder deinem Partner – denn alles was du verbalisiert hast verankert sich stärker in deinem Bewusstsein. Sorge dafür, dass du den Tag mit einem positiven Gefühl beendest – glücklich und voller schöner Erinnerungen. Denn es gibt keine bessere Burnout-Prävention als deine eigenen Glückshormone!
Wie schützt du dich vor Überlastung? Welches sind die größten Stressfaktoren in deinem Leben und was tust du dagegen? Erzähle mir davon!
Linda Mitterweger (Psychologin, M.Sc.)
Ich unterstütze Menschen dabei, die Probleme und Herausforderungen, die ihnen das Leben stellt, aus eigener Kraft heraus zu meistern. Meinen Klienten gelingt es, durch meine Hilfe, ihre persönlichen Ziele zu erreichen und gute Lösungen für sich zu finden.
In meiner psychologischen Online-Beratung PSY-ON berate ich Einzelpersonen und Paare psychologisch via Videochat, Telefon und Chat. In meiner Fernbeziehungsberatung biete ich Paartherapie via Videochat von zwei verschiedenen Orten an.
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